AKZEPT
! Fragebogen zur Messung der Akzeptanz diagnostischer Verfahren
Das Erleben und Bewerten diagnostischer Verfahren aus der Sicht der Verfahrensteilnehmer wird immer häufiger thematisiert. Zahlreiche Anwender berücksichtigen bei der Auswahl diagnostischer Verfahren Akzeptanzgesichtspunkte, sind dabei aber weitgehend auf Spekulationen angewiesen. Der Akzept! Fragebogen zur Messung der Akzeptanz diagnostischer Verfahren ist ein technisch hochwertiges mehrdimensionales Akzeptanz-Messinstrument, welches bislang in Studien mit ingesamt über 3000 Personen eingesetzt wurde.
Es gibt vier Varianten des Akzept! Bogens: (1) für Assessment Center (Akzept! -AC), (2) für Interviews (Akzept!-I), (3) für Leistungstests (Akzept! -L) und (4) für Persönlichkeitstests (Akzept! -P). Die nachfolgende Übersicht stellt die Skalen des Bogens dar. Der Unterschied zwischen den vier Varianten besteht hauptsächlich in der Wortwahl, während im Akzept! -AC von „Übungen“ gesprochen wird, geht es im Akzept!-I um Interviewfragen, im Akzept! -L um „Testaufgaben“ und im Akzept! -P um „Verfahren“. Außerdem gibt es einige verfahrensspezifische Skalen.
Beispiel:
- Akzept!-AC: Während der Übungen des ACs wusste ich jederzeit, was ich tun muss.
- Akzept!-I: Ich wusste jederzeit, welche Fragen mir gestellt wurden.
- Akzept!-L: Bei der Bearbeitung der Testaufgaben wusste ich jederzeit, was ich tun muss.
- Akzept!-P: Bei der Bearbeitung der Fragen/Aussagen wusste ich jederzeit, was ich tun muss.
Für die Bearbeitung der Items wird eine sechsstufige Zustimmungsskala genutzt, deren Extremausprägungen mit „trifft nicht zu“ und „trifft genau zu“ bezeichnet sind. Bei der Auswertung wird ein extrem negativer Wert mit „1“, ein extrem positiver Wert mit „6“ codiert. Durch nachträgliche Umpolung negativer Items wird erreicht, dass hohe Werte einem positiven Akzeptanzurteil entsprechen.
Jede der vier Versionen des Akzept! Bogens umfasst mehrere Skalen (siehe unten Tabelle 1). Die Skalen Messqualität, Augenscheinvalidität und Kontrollierbarkeit sind Bestandteil aller Versionen des Akzept! Bogens. Die Skala Belastungsfreiheit kommt in allen Versionen außer im Akzept-P vor. Nur im Akzept! -P kommen die Skalen „Wahrung der Privatsphäre“ und „Antwortfreiheit“ vor. Im Akzept! -AC werden darüber hinaus noch Items zur „guten Organisation“ und „positiven Atmosphäre“ eingesetzt.
Alle Varianten des Akzept! Bogens enthalten noch Zusatzitems. Mit einem Item „Gesamtbeurteilung“ wird bei allen drei Varianten gefragt: „Welche Schulnote würden Sie dem soeben bearbeiteten Test (Verfahren bzw. dem AC, bzw. dem Interview, an dem Sie soeben teilgenommen haben) geben?“ Zur Beantwortung steht die Schulnotenskala (von „sehr gut“ bis „ungenügend“ zur Verfügung). Außer beim Akzept!-P wird in allen Versionen abschließend um eine Selbsteinschätzung zum eigenen Abschneiden im Test / im AC / im Interview gebeten. Das single-Item „Ich habe mich bei der Bearbeitung des Verfahrens besser dargestellt, als ich wirklich bin“ kommt nur im Akzept!-P vor und zielt auf eine Erfassung des Ausmaßes an (positiver) Verfälschung.
Kurzbeschreibung der Skalen
Im Folgenden werden die einzelnen Skalen anhand von Beispielitems erläutert. Die Itembeispiele stammen aus jeweils einer Version des Akzept! Fragebogens, wie bereits erläutert wird das wording dem jeweiligen Beurteilungsgegenstand (Assessment Center, Interview, Leistungstest und Persönlichkeitsfragebogen) angepasst.
Kontrollierbarkeit:
Beispiel: „Bei der Bearbeitung der Testaufgaben wusste ich jederzeit, was ich tun muss.“
Messqualität:
Beispiel: „Das Interview ermöglicht es, die zwischen verschiedenen Menschen bestehenden Unterschiede in den vom Interview gemessenen Merkmalen exakt zu messen.„
Augenscheinvalidität für Berufseignungsdiagnostik:
Einem Verfahren wird eine hohe Augenscheinvalidität zugesprochen, wenn die subjektiv wahrgenommene Messintention mit der seitens der Diagnostikanden vermuteten oder ihnen explizit genannten diagnostischen Fragestellung übereinstimmt, zu deren Beantwortung das betreffende Verfahren eingesetzt wird. Augenscheinvalidität ist somit ein relationaler Begriff, der die Wahrnehmung des Verfahrens mit der Wahrnehmung der diagnostischen Fragestellung verbindet (Kersting, 1998). Ein Test hat nicht eine Augenscheinvalidität, sondern für verschiedene (wahrgenommene) Anwendungszwecke verschiedene Augenscheinvaliditäten. Die Formulierungen der Akzept! Items zur Augenscheinvalidität müssen daher dem jeweiligen Einsatzzweck angepasst werden. Die bislang empirisch erprobten Items beziehen sich auf die Augenscheinvalidität für Berufseignungsdiagnostik:
Beispiel: „Dass man mit den Fragen/Aussagen wie denen des Verfahrens geeignete Personen für einen Job herausfinden kann, ist zu bezweifeln.“
Wird das Verfahren beispielsweise zur Diagnose im Kontext der Partnerschaftsvermittlung eingesetzt, so könnte man formulieren:
Beispiel: „Dass man mit solchen Fragen/Aussagen wie denen des Verfahrens „passende“ Frauen und Männer für eine Partnerschaft herausfinden kann, ist zu bezweifeln.“
Belastungsfreiheit:
Beispiel: „Die Teilnahme am AC ist belastend.“
Wahrung der Privatsphäre:
Beispiel: „Was ich auf solche Fragen/Aussagen antworte, geht diejenigen, die die Verfahrensergebnisse erhalten, nichts an.“
Antwortfreiheit:
Beispiel: „Aufgrund der vorgegebenen Antwortmöglichkeiten des Verfahrens hatte ich nicht die Freiheit, so zu antworten, wie es für meine Person zutreffend ist.“
Gute Organisation:
Beispiel: „Ich wusste jederzeit, wann und wo die nächste Aufgabe für mich beginnt.“
Positive Atmosphäre:
Beispiel: „Der Umgang der Interviewer mit den Bewerbern war jederzeit freundlich und wertschätzend.“
Gesamtbeurteilung:
Beispiel: „Welche Schulnote würden Sie dem soeben bearbeiteten AC geben?“
Selbsteinschätzung:
Beispiel: „Im Vergleich mit anderen Personen meiner Altersgruppe (mit gleicher Schulbildung) denke ich, dass ich im Test … abgeschnitten habe.“ (Schulnotenskala)
Gerne stellen wir Ihnen den Akzept! Bogen kostenlos zur Verfügung, wenn Sie uns durch eine Rücksendung der mit dem Akzept! Bogen erhobenen (anonymisierten) Daten helfen, die Qualität des Akzept! Bogens zu kontrollieren und zu optimieren. Vor allem möchten wir langfristig die mit dem Akzept! Bogen erhobenen Werte in einer Datenbank sichern. Geben Sie deshalb bei Ihrer Rücksendung der Daten nicht nur an, welches Verfahren beurteilt wurde, sondern geben Sie uns nach Möglichkeit auch Informationen zu Situations- und Kontextvariablen (z.B. Freiwilligkeit, Anonymität, Ziel und Bedeutsamkeit der Diagnose) sowie Personvariablen, (z.B. demographische Variablen, Fähigkeit, Persönlichkeit, Interesse, Motivation). Von besonderer Bedeutung ist die Erhebung und Berücksichtigung des eigenen Ergebnisses, dass die beurteilende Person in dem beurteilten Verfahren erzielt hat und / oder der diesbezüglichen Selbsteinschätzung.
Für Anfragen und Anregungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Prof. Dr. Martin Kersting
E-Mail: Martin Kersting
Literatur
- Denker, M., Schütte, C., Kersting, M., Weppert, D., Stegt, S. J. (2023). How can applicants‘ reactions to scholastic aptitude tests be improved? A closer look at specific and general tests. Frontiers in Education, 7. (pdf) DOI=10.3389/feduc.2022.931841
- Kersting, M. (1998). Differentielle Aspekte der sozialen Akzeptanz von Intelligenztests und Problemlöseszenarien als Personalauswahlverfahren. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 42, 61-75. (pdf)
- Kersting, M. (2003). Augenscheinvalidität. In K. D. Kubinger & R. S. Jäger (Hrsg.), Schlüsselbegriffe der Psychologischen Diagnostik (S. 54-55). Weinheim: Beltz, PVU. (pdf)
- Kersting, M. (2008). Zur Akzeptanz von Intelligenz- und Leistungstests. Report Psychologie, 33, 420-433. (pdf)
- Kersting, M. (2010). Akzeptanz von Assessment Centern: Was kommt an und worauf kommt es an? Wirtschaftspsychologie, 12, 58-65. (pdf)
- Beermann, D., Kersting, M., Stegt, S. & Zimmerhofer, A. (2013). Vorurteile und Urteile zur Akzeptanz von Persönlichkeitsfragebogen. PersonalQuarterly, 65, 41-45. (pdf)
- Kersting, M. (2018). Was König Bewerber denkt. Zur Akzeptanz von Personalauswahlverfahren. Personalmagazin, 3/2018, S. 26-29. (pdf)
- Kersting, M., Fellner, K., Schneider-Ströer, J. & Bianucci, D.E. (2019). Assessment Center. Wie Unternehmen einen guten Eindruck bei Bewerbern hinterlassen. PersonalManager, 04/2019, S. 38-40.(pdf)