Fragebogen zur Beschreibung der berufsbezogenen Aspekte der Persönlichkeit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen (Start-P)

Prof. Dr. André Beauducel & Prof. Dr. Martin Kersting

Aktuell feiert die Perspektive der Differentiellen Psychologie und der Persönlichkeitspsychologie im Anwendungskontext der Arbeits- und Organisationspsychologie (AO Psychologie) ein „comeback“ (siehe Kersting, 2005). Die aktuellen Entwicklungen berufsbezogener Persönlichkeitsverfahren indizieren den Trend zu einer persönlichkeitsorientierten AO Psychologie. Diese Verfahren zielen auf die Vorhersage berufsrelevanten Verhaltens, nutzen häufig berufsbezogene Itemformulierungen und bieten Vergleichsdaten (Normen) von fragestellungsrelevanten Gruppen (z.B. Bewerbern). Im deutschsprachigen Raum sind diesbezüglich beispielsweise das Bochumer Inventar zur Persönlichkeitsbeschreibung (BIP) von Hossiep und Paschen (2003) oder das Leistungsmotivationsinventar (LMI) von Schuler und Proschaska (2001) zu nennen. Diese Testverfahren orientieren sich aber implizit oder explizit an lebensälteren Personen, die Testbearbeitung setzt teilweise Berufserfahrung voraus. Für die Berufseignungsdiagnostik mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen fehlen entsprechende Verfahren, diese Lücke schließt der START-P.

In dem Verfahren werden situative Komponenten, die für Jugendliche und junge Erwachsene relevant sind (z.B. Schulsituationen, Lehre) verwendet, um allgemeine Verhaltenstendenzen zu erfassen. Die erfassten Verhaltenstendenzen sollen für die Qualität des beruflichen Verhaltens einen prognostischen Wert haben. Aus persönlichkeitspsychologischer Perspektive geht es unter anderem darum, unterschiedliche Belohnungs- und Bestrafungssensitivitäten zu erfassen. Die Erfassung differentieller Belohnungs- und Bestrafungssensitivitäten wird zwar schon seit längerem untersucht (z.B. Wilson, Gray, & Barrett, 1990), allerdings wurden Situationen aus der Ausbildungs- und Arbeitswelt bisher nicht systematisch in derartige Untersuchungen einbezogen. Die vermutlich hohe subjektive Relevanz der Berufs- und Ausbildungssituationen für die Jugendlichen könnte dazu beitragen, bisherige Defizite bei der Erfassung differentieller Belohnungs- und Bestrafungssituationen zu überwinden.

Der Fragebogen ermöglicht die Messung der Ausprägung auf der in Tabelle 1 dargestellten zehn Dimensionen.

Tab. 1: Grunddimensionen und Module

* Dimensionen des Kurz-Moduls

* Dimensionen des Kurz-Moduls „Verhaltens-Output“

Auf einem höheren Generalitätsniveau können außerdem die Ausprägungen in drei Globaldimensionen der Persönlichkeit bestimmt werden (siehe Abb. 1).

Abb. 1: Grund- und Globaldimensionen des START-P

Anmerkung: Kästchen mit den Grunddimensionen des Moduls

Anmerkung: Kästchen mit den Grunddimensionen des Moduls „Verhaltens-Input“ wurden gestrichelt gedruckt, Kästchen mit den Grunddimensionen „Verhaltens-Output“ wurden mit durchgezogenen Linien gedruckt.


Rezensionen

  • Braun, W. (2011). Testrezension berufsbezogener Verfahren. START-P: Testbatterie für Berufseinsteiger. Persönlichkeit. Rasche Nachrichten Ausgabe 4/2011, S. 7. (pdf)
  • Fachgruppe Diagnostik des SDBB (2011). Label zum START-P: Testbatterie für Berufseinsteiger – Persönlichkeit. Label für Tests und Arbeitsmittel für den Anwendungsbereich der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung in der Schweiz, 1-4. (pdf)
  • Wenzel, M. (2011). Rezension zum START-P: Testbatterie für Berufseinsteiger – Persönlichkeit. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 55, 158-163. https://doi.org/10.1026/0932-4089/a000044. (pdf)

Literatur

  • Kersting, M., Graulich, V. & Bothe, P. S. (2015). Das beschreibt mich und andere. Zum Barnum-Effekt am Beispiel von Gutachten zu Persönlichkeitsfragebogen. Personalmagazin, 9/2015, 28-33. (pdf)
  • Bothe, P. S. & Kersting, M. (2015). Das Ergebnis ist entscheidend. Zum Aufbau von Gutachten zu Persönlichkeitsfragebogen. Personalmagazin, 7/2015, 30-34. (pdf)
  • Beauducel, A., Kersting, M. & Liepmann, D. (2005). A multitrait-multimethod model for the measurement of sensitivity to reward and sensitivity to punishment. Journal of Individual Differences, 26, 168-175. (pdf)
  • Hossiep, R. & Paschen, M. (2003). Das Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung (BIP). Göttingen: Hogrefe.
  • Kersting, M. (2014). Zirkustricks entlarven. Qualität von Persönlichkeitsfragebogen. Personalmagazin, 1/14, 28-32. (pdf)
  • Kersting, M. (2013). Persönlichkeit ist keine Typfrage. Grundlagen zu Persönlichkeitsfragebogen. Personalmagazin, 12/13, 26-29. (pdf)
  • Kersting, M. (2005). Zur Relevanz von Persönlichkeitsmerkmalen in der Arbeits- und Organisationspsychologie. In H. Weber & Th. Rammsayer (Hrsg.), Handbuch der Persönlichkeitspsychologie und Differentiellen Psychologie (S. 535-545). Göttingen: Hogrefe.
    ⇨ Bestellen bei Amazon.de, Bol.de oder Booxtra.de (oder als pdf)
  • Schuler, H. & Prochaska, M. (2001). Leistungsmotivationsinventar (LMI). Göttingen: Hogrefe.
  • Wilson, G.D., Gray, J.A., & Barrett, P.T. (1990). A factor analysis of the Gray- Wilson Personality Questionnaire. Personality and Individual Differences, 11, 1037-1045.